Spielfilm

von Timo Jacobs

LOGLINE

Eine erfolglose Musikerin, die sich um ihre viel jüngere Schwester kümmert, ist gezwungen, Hilfe von einem Mann anzunehmen, den sie verachtet: ihrem Vater.

SYNOPSIS

Ein düsteres, von Musik durchdrungenes Drama. Silky (26) ist eine erfolglose Berliner Musikerin. Ihre unglaublich persönlichen Songs, in denen sie ihren sexuellen Missbrauch, ihre Drogensucht und ihre Essstörung beschreibt, trägt sie vor einem winzigen Publikum vor. Ihre Mutter Gina hat sich erhängt und sie hat keinen Kontakt zu ihrem Vater Frank (46), den sie hasst.

Frank ist ein gescheiterter Punk-Musiker, der zum Öko-Aktivisten geworden ist und sich mit seinen provokanten Protestaktionen eine Anhängerschaft erworben hat, die ihn kultisch verehrt. Seinem zweiten Kind Ava (12) bietet er eine sichere, wunderbare Kindheit... bis eine Protestaktion darin gipfelt, dass sie an einen Galgen baumelt. Das Jugendamt entzieht Frank das Sorgerecht für Ava, so dass Silky die Vormundschaft für ihre Schwester übernimmt. Die Schwestern freunden sich schnell und innig an. Silky bringt Ava ihr kostbarstes Lied bei: "Universal Lullaby”.

Diese neue Verantwortung zwingt Silky, Hilfe von einem Manager namens Jordan anzunehmen. Er führt sie schnell zum Erfolg, entpuppt sich aber als sexuell übergriffig. Die Beziehung der Schwestern geht in die Brüche und Ava läuft weg. Silky, die ihre Schwester nicht finden kann, ist gezwungen, die Hilfe von Frank anzunehmen. Ava, die zum ersten Mal auf sich allein gestellt ist, erkundet die Welt und ihre eigene Identität. Bei ihrer Suche nach Ava, konfrontiert Silke Frank mit den Übergriffen aus ihrer Kindheit. Sie beschuldigt Frank.

In den letzten Momenten des Films weint Silky allein hinter der Bühne, Frank legt sich in seiner Gefängniszelle hin und Ava bereitet einen Galgen in dem Zimmer ihrer neuen Pflegefamilie vor. Aber Ava hat nicht vor was wir denken, sondern nutzt die Galgenschlinge lediglich um sich aus dem Fenster abzuseilen. Als Silky ins Rampenlicht tritt, erscheint Ava und schließt sich ihr auf der Bühne an. Der kraftvolle Auftritt der Schwestern versetzt die Menge in Ekstase. Frank schließt die Augen und weiß, dass es seinen Töchtern gut gehen wird.

STATEMENT DER AUTOREN

Nach monatelangem Eingesperrtsein sah ich auf einem kleinen Open Mic den Auftritt einer Musikerin mit absolut atemberaubendem Talent. Als sie die letzte Note ihres ersten Liedes spielte, fing sofort die Geschichte von "Universal Lullaby” an in mir zu arbeiten. Inspiriert hatte mich auch die Erkenntnis als Vater, dass wir unsere Kinder auf ihre besten und schlimmsten Momente im Leben vorbereiten, wohl wissend, dass wir nicht da sein werden, um die Höhen und Tiefen mitzuerleben.

Ich möchte zeigen, wie wertvoll es ist, unsere Traumata und unsere Scham furchtlos mit anderen zu teilen, denn das Verschweigen unserer dunkelsten Momente kann für uns und andere gefährlich werden. Silky, Frank und Ava sind gezwungen zu untersuchen, wie ihre Identitäten von ihrer Familie geformt werden und wie sie ihrerseits die anderen formen. Sie müssen entscheiden, woran sie sich erinnern, was sie verzeihen und wie sie ihre Zukunft gestalten wollen.

Dieser Film feiert dabei auch die Fähigkeit großartiger Songs, die Kluft zwischen Interpreten und Zuhörern zu überwinden. Auch hier gibt es Fragen. Wie schaffen Künstler den Spagat zwischen ihrer kreativen Zurückgezogenheit und dem Bedürfnis, mit ihrem Publikum zu interagieren? Wie lernen wir, wann wir uns auf andere verlassen können und wann wir unseren eigenen Weg gehen müssen?

Wir danken Dan und Timo.

CHARAKTERE

SILKY (26)

Silky (26), eigentlich Silke: Ihre Bewegungen wirken zerbrechlich, aber ihr Inneres ist aus Stahl. In dunklen Räumen scheint sie zu leuchten, eine Superkraft und Schwäche zugleich; eine Rüstung, die sie beschützt, aber auch isoliert. Ihre Texte sind intim, aber paradoxerweise geht sie allein durchs Leben, ihr dogmatisches Selbstvertrauen stärkt sie und hält sie gleichzeitig zurück. Ihr altes Klapphandy hat nie Datenvolumen. Ihre Leidenschaft für die Musik wird vom Erbe ihres Vaters Frank überschattet, der musikalisch gescheitert ist und als Elternteil versagt hat. Als Frank für unfähig befunden wird, Ava zu erziehen, ist Silky wütend, dass auch Ava nun ihr Zuhause verliert, aber auch froh, dass ihr Vater offiziell bestraft wird. Schade nur, dass Silky selbst nicht vom Jugendamt vor einer schrecklichen Kindheit beschützt werden konnte. Ava tritt in ihr Leben und Silky entdeckt für kurze Zeit, wie wunderschön eine liebevolle Familie sein kann. Die beiden verbindet die Musik und Silky zeigt ihr sogar ihr wichtigstes Lied: "Universal Lullaby". Da sie sich um ihre Schwester kümmern muss, ist sie gezwungen, Hilfe von einem Manager namens Jordan anzunehmen. Er bringt ihr zunächst schnellen Erfolg, entpuppt sich aber als sexuell übergriffig. Silky scheitert genau wie ihr Vater und kann Ava nicht vor der Brutalität der erwachsenen Welt schützen. Am Ende entwickelt sich Silky zu einer echten Künstlerin und ganzheitlichen Person.

CHARAKTERE

FRANK (46)

Der gescheiterte Musiker, der zum Ökoaktivisten wird, war Silky ein schrecklicher Vater. Seiner zweiten Tochter Ava bietet er jedoch liebevoll Sicherheit, setzt Grenzen und unternimmt Abenteuer... bis eine seiner Protestaktionen darin gipfelt, dass Ava an einem Galgen hängt. Es ist zwar ungefährlich, aber die makabere Szene führt dazu, dass die Behörden ihn für unfähig erklären, ein Kind zu erziehen. Als schließlich einer seiner Anhänger bei einer Weiteren von Franks Aktionen stirbt, muss er sich die Frage nach seinen Prioritäten im Leben gefallen lassen: ist es die Familie, die Umwelt oder sein Ego? Franks Geschichte endet im Gefängnis, wo er aber endlich frei genug ist, um sich das großartige Leben vorzustellen, das seine Töchter nun ohne ihn führen können.

CHARAKTERE

AVA (12)

Klug und emotional intelligent. Sie erinnert sich nicht an ihre Mutter, aber Frank nimmt sie regelmäßig mit auf den Friedhof, um ein Eichhörnchen zu besuchen, von dem sie glauben, dass es den Geist ihrer Mutter in sich trägt, das ihr von ihrem Leben erzählt und Ratschläge gibt. Ava zeigt sich der Welt nur von ihrer glücklichsten Seite und stellt die Bedürfnisse und Gefühle anderer vor die eigenen. Erst die Zeit mit Silky ermöglicht es Ava, auch ihre Traurigkeit und die eigenen Bedürfnisse zuzulassen. Als sie wegläuft, wird ihre Welt immer dunkler, formt aber gleichzeitig ihre Persönlichkeit und sie begreift, dass weder Frank noch Silky je perfekte Vorbilder waren. Und so ist es Ava, die den abartigen Jordan zur Rechenschaft zieht, Frank dazu zwingt, seine Strafe zu akzeptieren, und Silky zu musikalischem Erfolg verhilft.

CHARAKTERE

JORDAN (39)

Gesellig mit groben Geschäftsmethoden. Er hat Silky bei einem Open Mic entdeckt und will nun einen Star aus ihr machen. Er ist charismatisch, aber oft gewalttätig und zu liebesbedürftig. Er hilft Silky ihr erstes Album aufzunehmen und organisiert ihr Debütkonzert. Als Silky sich gegen seine sexuellen Übergriffe wehrt und ihn demütigt, rächt sich Jordan an Ava. Doch schließlich muss sich der reuelose Narzisst vor Gericht verantworten.

MOOD

Die Filmwelt, so wie der Zustand der Figuren, ist wie gefrorenes Licht, wir spüren ihre Aura, die mit satten Sekundärfarben gefüllt ist: Violett, orange und grün.
Verhüllt in Staub und Rauch, erhellt durch gleißende Lichtstrahlen.

HINTERGRUND

Silky hatte eine ungewöhnliche Kindheit. Ihr Vater Frank war ein wenig beschäftigter Musiker am Rande der internationalen Punkszene. Er war eher für seine ausschweifenden Partys als für sein musikalisches Talent bekannt. Silkys Geburt sorgte weder bei ihm noch bei ihrer Mutter Gina für ein Ende der Party, sie wuchs Backstage und bei Kellerveranstaltungen auf. Sie schien sich in diesem Milieu wohl zu fühlen, wurde von den Erwachsenen wie eine Gleichaltrige behandelt und beeindruckte alle mit ihrem altklugen Humor. Mit dreizehn managte sie die Band ihres Vaters und passte auf, dass ihre Mutter nicht vom Merch-Tisch abwanderte. Sie wird die "Freundin" eines befreundeten erwachsenen Mannes, eines Raubtieres, dessen sexueller und emotionaler Missbrauch Silky zerstört. Dieser Mann ist ein Bekannter ihrer Eltern, und als sie schließlich aus seinen Fängen entkommt, findet sie einen sicheren Abstand zu ihrer Familie und flüchtet in ihre eigene Welt.

Silky erfährt, dass ihre Mutter (Gina) wieder schwanger ist. Sie kehrt nach Hause zurück und konfrontiert ihre Eltern mit dem, was ihr passiert ist. Wie ihr Freund sie vor ihren Augen missbraucht hat. Sie erzählt von ihrer Essstörung und ihrem Drogenmissbrauch. Sie will keine Ausreden oder Entschuldigungen von ihnen; sie will das neue Kind schützen. Ihre Konfrontation wirkt auf Frank. Er beginnt, sich von seiner Szene zurückzuziehen und sein Leben zu ordnen. Als die kleine Ava geboren wird, sind die Dinge auf einem neuen Weg. Doch zwei Jahre später greift die Dunkelheit wieder ein, als Gina sich erhängt. In seiner Wut und Frustration macht Frank Silky für ihren Tod verantwortlich. Silky widerspricht nicht, nimmt nicht an der Beerdigung teil und sieht ihren Vater und Ava jahrelang nicht mehr.

HANDLUNGSABLAUF 1/6

Sequenz 1 / Szenen 1 - 3

Silky tritt in einem Café bei einem Open Mic auf. Ein Mann mittleren Alters macht ihr Komplimente, und sie lächelt höflich, bis er sagt: "Dein Vater muss stolz sein". Ihr Blick wird stechend, aber der Mann fährt fort: "Was? Das ist doch cool. Wie bei Serge Gainsborough und seiner Tochter." Sie versucht, an ihm vorbeizukommen: "Ich mein es nett. Hätte ich Miley Cyrus sagen sollen?" Silky tut so, als würde sie auf ihr Klapphandy schauen - es ist nicht mal aufgeladen. "Ist Disney-Pop mehr dein Ding?" Jordan kommt herein; er hat den ganzen Abend hinten gesessen, zu laut geredet und den Leuten Drinks spendiert. "Bro! Du musst dich verdammt noch mal beruhigen. Lass locker, Leatherface." Jordan sagt, sie sei sehr talentiert und bietet ihr an, ihre Karriere zu managen. Er ist aus L.A. in der Stadt und sucht nach "ehrlicher Musik". Sie lehnt ab. "Ich mache alles selbst". Jordan macht Witze über ihren Vaterkomplex und sie wirft ihm seinen Drink ins Gesicht. Jordan kichert, dreht sich zu Leatherface und fragt: "Wer ist ihr Vater?"

Sequenz 2 / Szenen 4 - 5

Frank sitzt mit Ava auf einem Friedhof. Sie unterhalten sich, während sie ein paar Eichhörnchen beobachten. Sie diskutieren spielerisch, welches von ihnen Gina, Avas und Silkys tote Mutter, ist. Sie glauben, dass ein bestimmtes Eichhörnchen ihren Geist in sich trägt. Sie besuchen sie oft, um sich zu unterhalten, ihr von ihrem Leben zu erzählen und sie um Rat zu bitten. Ava erwähnt, dass sie ihrem Vater bei seiner nächsten Protestaktion helfen möchte. Frank lehnt ab, tut dann aber so, als hätte Gina ihn überzeugt, dass es in Ordnung ist, und dass er sich besser etwas Besonderes einfallen lassen sollte.

Sequenz 3 / Szenen 6 - 11

Frank nimmt einige Tourist:innen mit auf eine "Zero Waste”- Berlin Tour - Containern und Upcycling.

Als er Ava von der Schule abholt, zeigt er ihr eine Tüte mit Kulleraugen, die er gefunden hat. Auf dem Heimweg klebt sie diese auf unbelebte Gegenstände und interviewt sie, während Frank ihnen seine Stimme leiht

Sequenz 4 / Szenen 12 - 14

Silky wacht auf der Couch eines Bekannten auf. Sie knabbert ein paar Reste und benutzt den Computer. Sie achtet darauf, den Besitzer nicht aufzuwecken. Sie stiehlt nicht wirklich etwas, aber sie stellt sicher, dass sie alles bekommt, was greifbar ist. Als eine Frau aus dem Schlafzimmer kommt, ist Silky verschwunden. Silky verbringt den Nachmittag mit dem Schreiben von Songs. Sie findet einen anderen Platz zum Schlafen.

Sequenz 5 / Szenen 15 - 19

Frank hat eine junge Frau aus seiner Reisegruppe überredet, sich ihm bei einem Protest anzuschließen. Er bereitet die Gruppe vor. Ava ist aufgeregt, zum ersten Mal an einer Aktion teilzunehmen.

Bei einer großen Kundgebung vor einer internationalen Organisation räumt Franks Team sich Platz fei. Sie stopfen Menschen in ausrangierte Fässer, die sie mit den Logos der Ölfirmen bemalt haben. Sie stapeln sie und bilden eine pyramidenförmige Bühne. Oben auf der Bühne errichten sie einen Galgen. Als Höhepunkt seines Stunts legt er Ava eine Schlinge um und lässt sie über der Menge baumeln. Es ist eine grausige Szene. Nachrichtenteams und Fotografen strömen herbei.
Silky erfährt von der Szene auf der Titelseite eines lokalen Boulevardblatts.

Sequenz 6 / Szenen 20 - 22

Frank und Ava werden darüber informiert, dass ihr Sorgerecht vom Staat in Obhut genommen werden soll. Dass ein Richter entschieden hat, dass sie nicht länger bei ihrem Vater leben kann. Ava wird weggebracht. Die Sozialarbeiterin ist sehr freundlich und rücksichtsvoll gegenüber Ava. Es gelingt ihr, das Mädchen zu beruhigen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Sie fragt, ob es irgendjemanden gibt, bei dem sie einen Rechtsanspruch auf das Sorgerecht geltend machen kann, bevor sie in einer staatlichen Einrichtung untergebracht wird, bis sie in eine Pflegefamilie kommt. Wir sehen, wie Silky mehrfach das Klingeln ihres Telefons ignoriert.